Kulturhaus in Unterneukirchen

Generalsanierung und Umnutzung

Bauherr / Maßnahmenträger
Verwaltungsgemeinschaft Unterneukirchen
Zeitraum 2012-2015
LEISTUNGSPHASEN LPH 0-8

Generalsanierung

Objekt
Kulturhaus

Altes Schulhaus, ehemaliger Pfarrhof und Altenheim, langgestreckter Putzbau mit Krüppelwalmdach, zweigeschossig, 1812 (aus Denkmäler in Bayern, Band I.2, 1986)

Der langgestreckte zweigeschossige Halbwalmbau mit vier zu zehn Achsen wurde 1812 erbaut und besitzt zwei separate Eingänge, was die bereits bauzeitlich angelegte differenzierte Nutzung der beiden Gebäudehälften als Pfarr- und Schulhaus unterstreicht. Das Gebäude gehört somit zu den ältesten erhaltenen Schulgebäude in Bayern, wo 1802 die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde. Um Kosten zu sparen, wurden beim Bau Abbruchmaterialien aus der Kirche von St. Georgen  bei Altötting verwendet, die im Zuge der Säkularisation für überflüssig erklärt worden war. 1937 wurde das Pfarrhaus an die Gemeinde verkauft und zunächst als Altenheim genutzt, wobei die ursprüngliche Raumdisposition und historische Ausbaudetails erhalten blieben. 1996 stellte die Gemeinde Unterneukirchen ein Nutzungskonzept des Gebäudes als Bürgerzentrum auf, 2004/2005 erfolgten erste Instandsetzungsarbeiten im westlichen Obergeschoss.

Maẞnahmen

Der Umbau des ehemaligen Schul- und Pfarrhauses und damit die Sanierung des Kulturhauses Unterneukirchen wurde folgendermaßen durchgeführt:

Im Jahr 2013 wurden zunächst alle Türen gekennzeichnet, ausgehängt und an einem sicheren Ort eingelagert, anschließend alle Türstöcke, Treppen und Obergeschossböden mit massiven Schutzabdeckungen versehen.

Anschließend wurden die Böden und Innenwandputze im Erdgeschoss entfernt und alle Wände abschnittsweise mit einem neuen Betonfundament unterfangen.

Nach dem Einbau einer kapilarbrechenden Schicht wurde eine neue Bodenplatte mit Schwarzabdichtung eingebracht.

Auf diese Bodenplatte erfolgte die gesamte Installation im Erdgeschoss und die Verteilung für das obere Stockwerk.

Die Beheizung des Erdgeschosses erfolgt zukünftig mit einer Fußbodenheizung.

Nach dem Anlegen verschiedener Muster für den neuen Innenwandputz entschied man sich in Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege für ein Sanierputzsystem (aufgrund der hohen Salzgehalte in den Wänden) und eine Deckschicht aus Kalkputz mit einem anschließenden freskalen Kalkanstrich.

Der Dachstuhl wurde zimmermannsmäßig repariert, die Traufpunkte erneuert und das Dach erhielt eine Deckung aus Biberschwanzziegeln.

Der zukünftig ungenutzte Dachraum wurde so ausgebildet, das eine möglichst gute Durchlüftung gegeben ist.

Der im Bestand stark divergierende Fensterbestand sollte optisch wieder zusammengefasst werden, bei gleichzeitig möglichst umfangreichem Substanzerhalt: Einige in späterer Zeit zugesetzte Öffnungen wurden wieder geöffnet und mit neuen Kastenfenstern bestückt. Ebenso wurden die in den 50er Jahren eingebauten „Wagnerfenster“ durch neue Kastenfenster im alten Erscheinungsbild ersetzt.

Die übrigen Fenster konnten in Situ repariert werden. Alle Fenster erhielten einen Anstrich aus Leinöl, um ein einheitliches Alterungsverhalten zu erreichen.

Zusätzlich wurden alle Fenster wieder mit Fensterläden bestückt. Die Farbtöne wurden nach Befund der Erstfassung gewählt.

Die Fassadenputze waren in einem relativ guten Zustand, nur im Erdgeschoss musste der Putz bis zur Unterkante des Fenstersturzes abgenommen werden und durch einen „Rcp-Salzspeicherputz“ ersetzt werden. Abschließend wurde die Fassade mit einem Kalkanstrich neu gefasst.

Im Inneren wurden die Holzböden des Obergeschosses restauriert, bzw. teilweise ergänzt und dann je nach Erhaltungszustand gestrichen oder nur eingelaugt. Alle Innentüren wurden ebenfalls mit Leinöl gestrichen, die Wände im Obergeschoss mit einer modifizierte Kalkfarbe, im Erdgeschoß mit Kalkfarbe in freskaler Technik. Die beiden Treppen wurden holzrestauratorisch überarbeitet und neu gestrichen.

Im Erdgeschoss entschied man sich für Böden, die sich stark an der Nutzung orientieren: in den Fluren wurden die bestehenden Betonplatten, welche eine Imitation von Solnhofner Platten darstellen, wieder verlegt und fehlende vom Restaurator nachgebaut. In den Räumen an den Stirnseiten des Gebäudes wurde ein Ziegelboden, in Anlehnung an historische Ziegelböden verlegt. Im Bereich der Jugendgruppe des Roten Kreuzes entschied man sich für einen Dielenboden. Die WC-Bereiche wurden mit Fliesen in der Optik eines Solnhofner Bodens ausgestattet.

Die Beleuchtung erfolgte teilweise mit klassischen Leuchten mit opaken Glaskugeln, im Ausstellungsbereich kamen Schienensysteme zum Einsatz, welche die historische Bausubstanz so wenig wie nötig beeinträchtigen. Das Schalter- und Steckdosenprogramm ist ebenfalls an historische Schalterformen angelehnt.

Schließlich wurde das gesamte Gebäude mit einer Brandmeldeanlage ausgestattet.

Der Außenraum wurde an der Südseite mit  Grätplatten gestalte, um die Fläche für Veranstaltungen nutzen zu können und trotzdem die Lage des Gebäudes in einem „bäuerlichen“ Umfeld erscheinen zu lassen.