Pfarrstadel Anzing

Notinstandsetzung

Notinstandsetzung

Bauherr / Maßnahmenträger
Erzbischöfliches Ordinariat München
Zeitraum 2006-2023
LEISTUNGSPHASEN LPH 0-8

Notinstandsetzung

Pfarrstadel
Anzing

An das heutige Pfarrhaus, um 1840 an Stelle eines Vorgängerbaus erbaut, gliedert sich westseitig unmittelbar der sog. Pfarrstadel mit erdgeschossigem Pferdestall und einer Tenne.
Die im Obergeschoß gelegene Blockstube wurde als Geschirrkammer genutzt und 1875 erstmals als Knechtkammer benannt. Seit 1919 wurde die Landwirtschaft am Pfarrhof in Anzing aufgegeben. Seither diente das Erdgeschoß des Pfarrstadels als Lagerraum, Schafstall und Garage.
Anlaß für eine 2006 durchgeführte Voruntersuchung war der teilweise sehr desolate Zustand des Gebäudes.

Insbesondere die Nordwand wies Verformungen, teilweise Auflösung des Mauerwerks- gefüges und erhebliche Durchfeuchtung auf. Die Querwände waren zum Teil von den Außenwänden abgerissen. Die Dachdeckung war in vielen Bereichen über längere Zeit undicht und führte in der Folge zu großflächigen Schäden an den Deckenbalken über dem Erdgeschoß und der Dachwerkskonstruktion.
Um einem möglichen Teileinsturz des Gebäudes bis zum Beginn der Sanierungsarbei- ten vorzubeugen wurden an Nord- und Westwand sowie im Gebäudeinneren verschie- dene provisorische Abstützungskonstruktionen ausgeführt.
Erst 16 Jahre später, im Jahr 2022, wurde schließlich behördlicherseits aufgrund des sich weiter verschlechternden Zustands auf Maßnahmen zum Erhalt des Baudenkmals gedrängt.
Aus dieser Situation heraus entstand der Vorschlag des Architekturbüros, zusammen mit dem Tragwerksplaner ein denkmalpflegerisches Notinstandsetzungskonzept mit dem Ziel zu entwickeln, den Gebäudebestand ohne umfassende Sanierung dennoch dauer- haft zu sichern, aber so weit wie möglich auf Provisorien zu verzichten. Gleichzeitig sollten die zum dauerhaften Verbleib ausgeführten Maßnahmen einerseits möglich kostengüns- tig sein, andererseits einen denkmalpflegerisch angemessenen Mindeststandard erfüllen.

Additive Maßnahmen, also das Beifügen zusätzlicher Bauteile, wie Sparren, Decken- balken, etc. sollten dem klassischen Anschuhen geschädigter Bauteile vorgezogen werden. Der Bereich der Dachfläche, bestehend aus Sparren, Dachschalung, Vorde- ckung, Lattung und Dachhaut sollte dauerhaft und ohne Provisorien saniert werden. Im Bereich der Pfetten waren Beilaschungen zur Verstärkung, bzw. der Einbau von Einzelunterstützungen und Subsidiärkonstruktionen vorgesehen. Die Deckenbalkenlage über Erdgeschoß sollte ebenfalls durch Beifügen zusätzlicher Deckenbalken, Unterzüge und Stützen auf Holzfundamenten gesichert werden.
Im Gebäudeinneren wurden weitestgehend durch Fäulnis zerstörte Deckenbalken und Unterzüge durch neue Hölzer ersetzt. Besonders weite Balkenabstände wurden durch additives Beilegen zusätzlicher Deckenbalken verringert. Somit konnte ein Belassen von teilgeschädigten nur noch teilweise auslastbaren Bestandsquerschnitten erreicht werden.
Die neuen Holzstützen, teilweise unter Unterzügen der Decke über Erdgeschoß und teilweise unter Pfetten der Dachkonstruktion wurden auf reversiblen Holzfundamenten gegründet, um diese im Falle einer späteren umfassenden Sanierung einfach entfernen oder ändern zu können.
Die Außenwände mit einer nur sehr geringen Fundamenteinbindetiefe, teilweiser Ent- festigung des Mauerwerksgefüges sowie erheblicher Verformungen verbleiben zunächst unter Erhalt der außenseitigen Notabstützungen unverändert bestehen. Vor dem Hin- tergrund, daß diese Wände vermutlich zu einem späteren Zeitpunkt zu sanieren sein werden, wurden die innenseitig angeordneten Holzstützen auf lastverteilenden Holzfun- damenten so konzipiert, daß die Außenwände lastfrei gestellt sind. Dadurch wurden einerseits die zu Verformungen führenden Kräfte deutlich reduziert und andererseits bereits eine wichtige Vorbereitung für die spätere Sanierung der Außenwände getroffen.
Die Umsetzung dieses Mischkonzeptes aus in sich abgeschlossenen Sanierungsteilen, additiven Elementen, reversiblen Provisorien und für künftige Maßnahmenschritte vorbe- reitenden Konstruktionen hat am Beispiel des Pfarrstadels Anzing gezeigt, daß der Erhalt eines Baudenkmals auch mit knappen finanziellen Mitteln möglich ist. Das Ergebnis ist eine zukunftsorientierte Bestandssicherung, auf welcher künftige Sanierungsschritte aufbauen können.

 

Notinstandsetzungkonzept

  • Sicherung des Gebäudes um den derzeit fortschreitenden Verfall weitestmöglich aufzuhalten
  • Sicherstellung einer funktionierenden Regenwasserableitung
  • Statische Ertüchtigung, so daß die geltenden Anforderungen an die Abtragung von Lasten aus Konstruktion, Schnee, Wind und Verkehrslasten erfüllt werden, die Betretbarkeit und Nutzung wieder möglich sind und die Sperrung des Gebäudes aufgehoben werden kann